Sachsen wird immer grauer, na und?

Neukirch, 14.04.2012

SZ vom 13.04.2012: Sachsen wird immer grauer, na und?

von Ronny Wolf, Neukirch

Das ist nur die halbe Wahrheit und es gibt weiterhin Fragen über Fragen…

Zuerst vorweg, dass ich Gunnar Safts Artikel sehr mag, seine Offenheit, seinen Schreibstil findet bei mir großen Zuspruch. Deshalb denke ich, man kann den Artikel zur demografischen Entwicklung nur als überspitzt und sarkastisch ansehen, denn mit der tatsächlichen Situation hat das Geschriebene wenig zu tun.
Die demografische Entwicklung bedeutet nicht nur ein Älterwerden der Bevölkerung, sondern vor allem einen Bevölkerungsrückgang. Schaut man in unsere Region, so liegt dieser Rückgang von 1990-2025 in fast jeder Gemeinde bei ca. 30%! Betrachtet man die Chancen auf dem Arbeitsmarkt nicht nur für Ältere, wird wahrscheinlich in einigen Jahren händeringend nach Fachkräften gesucht. Doch fraglich wird bleiben, ob das durchschnittliche Einkommen im Landkreis BZ auf dem gleichen niedrigen Niveau von 984 EUR netto bleiben kann? Wenn nicht, was gut für alle Arbeitnehmer wäre, wie sieht es dann mit der Wettbewerbsfähigkeit unserer Region aus? Ist der Standortvorteil für die Firmen immer noch vorhanden?
Wo gibt es die Kommunen, in der deren Mandatsträgern bewusst ist worauf wir zusteuern? Mehrgenerationenhäuser mit dem Hintergrund, dass Alt und Jung unter einem Dach wohnt, Bürgerbusse, etc. all dies existiert nur in Dokumenten, die wenig öffentlichkeitswirksam publiziert wurden. Eine Verwaltung, die nach besonderen Möglichkeiten beim Abwasser­anschluss, gerade älterer Bürger sucht, ist Utopie! Sind doch alle Planungen zur Abwasser­entsorgung meist direkt Anfang der 90er Jahre gemacht worden. Ein mögliches Eingreifen ist somit recht schwierig. Richtigerweise wird es so sein, dass es eben aufgrund der Fehlplanungen über Jahre und dem Zurückgehen der Bevölkerung, zu einem Ansteigen der pro Kopf Kosten kommen wird. Denn Fixkosten von fertigen Projekten lassen sich nur durch einen Rückbau, der aber auch mit Investitionen verbunden ist, sinnvoll reduzieren. Um dies günstig für den Bürger zu gestalten, müsste das Problem zeitig genug erkannt werden, um gegenzusteuern. Doch leider ist das in vielen Fällen schon zu spät. Nach fast 10 Jahren der Untersuchung der demografischen Entwicklung ist es immer noch nicht gelungen, die Vielzahl der Verantwortlichen zu sensibilisieren. Richtig ist, dass sich für die nahende Krise keine schnelle Lösung finden lässt, es ist eine Generationenaufgabe. Ein Ansteigen der Geburten jetzt, führt erst in Jahren zu einer Änderung im Geburtenknick. Es müsste eine Geburtenrate von deutlich mehr als 2,4 pro Frau erreicht werden, um etwas zu bewirken. Da wir heute immer noch familienstützende Aktionen, in entsprechend sinnmachenden Größen­ordnungen, vermissen, befinden wir uns noch nicht einmal im Erkenntnisstadium.
Ob es künftig schlechter oder besser wird, kann man noch gar nicht sagen. Noch weiß man nicht, ob und wie Verantwortliche reagieren werden. Zu den Verantwortlichen zählen auch die Firmeninhaber, die maßgeblichen Anteil an einer erfolgreichen Herangehensweise haben werden. Im Moment sieht es jedenfalls nicht danach aus, dass es besser wird, ohne davon zu sprechen, dass es aussichtlos ist. Es gibt aber motivierte Bürgermeisterkandidaten im Umfeld, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, den Einwohnerrückgang zu stoppen. Vielleicht können wir denen diese Frage nochmal stellen und von ihnen lernen.

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