Ende des Lauencenter

Neukirch, 21.05.2013

Investoren ziehen sich vom Lauencenter zurück

von Ronny Wolf, Neukirch

Lauencenter-Pläne sind geplatzt; SZ vom 15.05.2013

Es ist schon sehr interessant zu sehen, was die eigentliche Intention der sogenannten Investoren war. Sobald mit annähernd gleichen Waffen gekämpft wird, scheuen sie jede weitere Anstrengung, um ihr, von ihnen und den Stadträten samt Bürgermeister so gepriesenes wohlwollendes Werk, weiter zu verteidigen. Zeigt sich doch nun das wahre Gesicht. Es ging nicht um eine Aufwertung Bautzens oder gar um ein Voranbringen der Region, es ging schlicht und ergreifend, allzeit kühl berechnend, um den eigenen privaten Profit. Ist das so verwunderlich und neu? Ich denke nicht, leben wir doch schon lang genug in diesem Gesellschaftssystem. Auch ist es ein Aufzeigen, dass die Stadträte und der Bürgermeister auf das falsche Pferd gesetzt hatten. Wenn man selbst nicht in der Lage ist das Notwendige für die eigene Region zu tun, ist es sehr bequem und simpel vorgesetzte Pläne einfach zu übernehmen. So bestätigt sich dies doch, wenn süffisant gesagt wird, dass nun die Bürgerinitiative ihre Alternative vorstellen soll und auch gleich noch die Investoren mit präsentieren soll. Einfach zu plump. Die sogenannten Volksvertreter sollten sich schämen. Wobei der Vorschlag über eine mögliche Nutzung des Areals durch altersgerechtes Wohnen durchaus zeitgemäß und wegweisend für die Region ist, der aber bei weiterer Betrachtung ein Springen über den eigenen Schatten, der derzeitigen Entscheidungsträger erfordern würde.
Ist denn generell die partielle Gegenwehr verwunderlich, wenn 3 Jahre hinter verschlossenen Türen an Details gefeilt wird und dann, wenn alles in Sack und Tüten scheint, erst an die Öffentlichkeit gegangen wird? Dieses Vorgehen kann man nicht nur in Bautzen beobachten. Ein „ins Boot holen“ der Bürger erfolgt in den seltensten Fällen. Wenn Investor und Stadt so sehr davon überzeugt gewesen wären, das Richtige zu tun, dann hätten sie gar nicht den Gang an die Öffentlichkeit scheuen müssen. Eine bessere Legimitation für das eigene Handeln im Interesse der Bürger kann man doch wohl in einem Bürgerentscheid nicht finden? Warum also werden die Bürger Bautzens als nicht mündig betrachtet, verantwortungsvoll zu entscheiden und so auch die beste Bestätigung für bürgerfreundliche Kommunalpolitik einzufahren? In meinen Augen unverständlich und sollte von den Bürgern auch bei der nächsten Wahl mit berücksichtigt werden. Auf alle Fälle sollte der Abgeordnete der Grünen im Stadtrat sich noch einmal damit beschäftigen, was es heißt ein gewählter Bürgervertreter zu sein. Das heißt nämlich nicht, dass man nur seine ganz persönliche Meinung so einfach durchsetzten kann, wenn sich zum Thema erheblicher Widerstand in der Bevölkerung und auch in der eigenen Ortsgruppe regt. Dass dann auch noch von verschiedenen Stellen argumentiert wird, dass man die jungen Leute durch ein Einkaufstempel in der Region halten will, ist das einfach nur lächerlich.
Wenn man die Entwicklung nur etwas realistisch in unserer Region verfolgt, dann sollte sich dem Betrachter nicht die Sicht auf die wahre wirtschaftliche und demografische Situation verschließen. Dies lässt sich durch die zahlreichen seriösen Gutachten und weitere umfangreiche Statistiken zur Thematik gut aufzeigen. Investor und Stadt ignorierten diese Bedenken konsequent.
Umso mehr verwunderlich ist, wenn man den Aussagen des Investors hier Glauben schenken kann, wenn er in der SZ vom 16.05.2013 äußert, dass das Hauptargument, welches zur Aufgabe der Lauencenterpläne führte, ein wirtschaftliches ist. So konnte man lesen, dass:

„Das Lauencenter ist gescheitert – allerdings nicht am Denkmalschutz und auch nicht an der Bürgerinitiative, wie die Investoren jetzt behaupten. Gescheitert ist das Vorhaben an der wirtschaftlichen Realität.“

Auch die Argumentation der SZ ist im Laufe der Zeit etwas verwirrend. Schien es lange Zeit so, dass doch recht objektiv berichtet wurde, konnte man ein vermeintliches Umschwenken feststellen, als es ernst mit dem Bürgerbegehren wurde. Wurden doch dann die Initiativen zufälligerweise nur mit negativen Meinungen unterlegt und dann die Wahl der äußeren Gestaltung doch wieder recht wohlgesonnen und positiv präsentiert. Nun, nach dem „offiziellen Aus“, ist für die SZ doch dann alles wieder recht klar, dass man von einer geplatzten Seifenblase sprechen kann…
Vor wenigen Tagen wurde noch euphorisch die Abstimmung über die Gestaltung der Fassade propagiert und nun das Aus aus wirtschaftlichen Gründen? Sehr fraglich, aber auf alle Fälle bezeichnend für die Kurzlebigkeit unserer heutigen Zeit. So kann der Investor zum nächsten Ort weiterziehen, um dort vielleicht auf weniger engagierte Bürger zu treffen. Ähnlich karge Offenheit in der Verwaltung findet er aber garantiert. Alles scheint beliebig austauschbar.

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