Neukircher Weihnachts-Pannen

von Nadja Richter

Es ist Freitag, der 22.12.23, 15.30 Uhr. Feierabend. Und es ist an der Zeit sich in die Küche zu verdrücken, um ein paar kulinarische Weihnachtsvorbereitungen zu treffen. Ich will mir die Hände waschen, aber der Wasserhahn spuckt nur Luft. Das gleiche im Bad. Ich rufe nach meinem Mann, der sofort in den Keller stürmt, um zu prüfen ob mit dem Wasseranschluss alles in Ordnung ist. Alles bestens, kein Rohrbruch bei uns. So. Prima. Wo rufe ich jetzt an? Erstmal die Nachbarin fragen, ob sie auch kein Wasser hat. Auf dem Waldweg also auch nix. Als nächstes versuche ich es bei der Gemeindeverwaltung – ist aber Freitag Nachmittag, kurz vor Weihnachten; da geht keiner mehr ran. Ich probiere es mit der Handynummer, die für die Trinkwasserversorgung im Mitteilungsblatt steht: „Der Teilnehmer ist zur Zeit nicht erreichbar.“ Na, schönen Dank. Ich versuche es bei der FFW. Denen ist nichts bekannt, dass es im Oberdorf kein Wasser gibt. Der nette Herr gibt mir die Festnetznummer der EWBZ. Dort wird mir gesagt, dass es einen Rohrbruch im Oberdorf gab, man wisse aber nicht, wo genau. Die Gemeindeverwaltung wüsste dies seit dem Morgen und man sei bereits seit einigen Stunden mit der Suche beschäftigt. Wie lange das noch dauern würde, sei aber noch nicht absehbar. Alles klar. Aber Moment mal… Die Gemeinde weiß schon den ganzen Tag über, dass es eine Havarie gibt und irgendwann das Wasser abgestellt wird? Und erachtet es nicht als notwendig mal die Oberdorf-Bewohner zu informieren? Nicht gerade nett und in meinen Augen unprofessionell.

Inzwischen ist es Abend geworden. Ich halte alle auf dem Laufenden, mit den ich vernetzt bin. Ein Nachbar postet bei Facebook. Da ist noch etwas mehr Reichweite. Der Tag geht zu Ende; inzwischen haben wir uns noch bei Lidl mit Trinkwasser bevorratet. Um 22 Uhr rufe ich nochmal in Bautzen an; es gibt noch nichts Neues. Na gut, dann halt nur Katzenwäsche und leider ungeduscht ins Bett.

Um 7 Uhr beginnt der Vorweihnachts-Samstag. Noch immer kein Wasser. Ich frage nochmals bei den Energie- und Wasserwerken nach – die gleiche Antwort wie am Abend zuvor. Der Waldweg hat immerhin wieder Wasser, Weifaer Weg, Erbgerichtstraße und Wilthener Straße nicht. Immerhin wurde ein Wassertank bei Strehlens hingestellt; der nette Mann am Telefon bittet mich die Anwohner zu informieren. Ronny postet die Info bei Facebook. Und trifft am Tank einen Nachbarn, der meinte, er hätte sich bevorraten können, er habe einen Hinweis bekommen. Na hoi. Warum bekommen einige Anwohner einen „Hinweis“ und ganz viele andere nicht? Was läuft da falsch? (bei der Gemeindeverwaltung?) Es geht mittlerweile auf den Nachmittag zu. Um 14 Uhr erlaube ich mir mal wieder nachzufragen. Ein anderer Mitarbeiter ist jetzt am Telefon. Er ist etwas ungehalten, denn wenn andauernd jemand anruft um sich zu erkundigen, koste das jedes Mal fünf Minuten, die man in die Suche investieren könne. „Wo wohnen Sie nochmal?“ – „Auf dem Weifaer Weg,“ sage ich. „Na, dann hattet Ihr doch inzwischen wieder Wasser. Das kann doch gar nicht sein… Außerdem, der Bürgermeister ist auch informiert. Es soll ein Angebot geben, dass die Betroffenen in der Schule duschen gehen können.“ – „Wir haben seit mittlerweile 23 Stunden kein Wasser. Und Ihnen mache ich überhaupt keinen Vorwurf. Es geht darum, dass die Gemeinde davon wusste und es nicht nötig hatte uns mal zu informieren! Und ich bin jetzt kurz davor mich mit allen Betroffenen beim Bürgermeister zu verabreden – mit Bademantel und „Kulturtasche“… zum Duschen!“ Irgendwann sehe ich die Info vom Bürgermeister auf der Facebook-Seite und kann nur den Kopf schütteln. Eine halbe Stunde später sind die Mitarbeiter an der Ecke Waldweg-Weifaer Weg-Leibinger und wir haben wieder Wasser. Ich gehe endlich duschen und fange mit meinem Küchenkram an. Halb vier schreibt mir eine Freundin von der Wilthener Straße: „Bei uns ist der Strom weg. Wie sieht’s bei Euch aus?“

So viel dazu.

Nachtrag vom 2.1.24: Mein Mann kommt von der Arbeit und berichtet, dass die Tochter eines Kollegen auf der Ernst-Thälmann-Straße auch die Info gehabt hätte, dass das Wasser am 22.12. abgestellt werden würde und sie sich bevorraten solle. Da stellen sich schon einige Fragen…

Warum bekommen einige Bürger die Info und andere nicht? Insiderwissen aus der Gemeindeverwaltung wird anscheinend nicht allen zugänglich gemacht? Sehr schade und sehr bezeichnend… Was passiert im Falle einer größeren Havarie? Z. B. Wasser weg, Strom weg, im Winter, über einen längeren Zeitraum? Wie sieht dafür der Notfallplan aus bzw. gibt es überhaupt einen? Oder ist der Bürger dann wieder einmal sich selber überlassen? Davon mal abgesehen, war die Wesenitz auch wieder recht voll und einige hatten bereits Sorge, dass es wieder Probleme geben könnte. Wenn man sich die zugewachsenen Uferbereiche und das immer schmaler und flacher werdende Bachbett ansieht, ist das ja durchaus wahrscheinlich. Aber darüber habe ich mit bereits an anderer Stelle ausgelassen – wie auch Herr Jentsch von der Landestalsperrenverwaltung meinte: „Der natürliche Hochwasserschutz ist der beste.“ – Genau so. Aber selbst daran hapert es. Jede weitere Flächenversiegelung im Oberdorf bedeutet zusätzliche Hochwassergefahr.

Dann wünsche ich mir in diesem Jahr für diese Gemeinde wohldurchdachte und weitsichtige Entscheidungen, bei denen auch mal die älteren Jahrgänge befragt und bei denen die Bürgerinteressen über die finanzielle Interessenlage gestellt werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert